Jannine Sutter

Mai

Brunnen (Foto: Volker Houba)

Der Wonnemonat Mai gilt als Monat der Liebe:
Volker Houba,
Na dann, wenn dem so ist, lieber Lieser, liebe Leserin, bist Du hiermit eingeladen, über die Liebe nachzudenken. Vielleicht tut es Dir gerade gut, nicht nur an Krieg, Krankheiten und Katastrophen denken zu müssen? Dazu ein paar Gedanken aus christlicher Sicht:

«Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm» (aus 1 Joh 4,16b-21). Augustin hat einmal gesagt: «Liebe und tu, was du willst.» Und Recht hat er: Mehr braucht es nicht zu einem sinnvollen Leben, an dessen Ende steht: Danke, dass ich geliebt worden bin, dass ich geliebt habe und meine Liebe auf Resonanz stiess. Danke, dass ich zur Bereicherung beitragen konnte. Danke, dass ich in meinen Bemühungen zu lieben, dazugelernt habe. Danke, dass ich in der Liebe Vergebung erfahren habe, angenommen und wertgeschätzt wurde. Der Verfasser des 1. Johannesbriefs spricht hier nicht von der Liebe als Gefühl, sondern vom Wesen Gottes, von einer nie versiegenden Quelle. Und wenn sie durch uns fliesst, entstehen wunderbare Gefühle: Tiefe Freude, Leichtigkeit, Zufriedenheit, Dankbarkeit. Ich fühle mich für Augenblicke heil und bin glücklich.
Gerade Christenmenschen, die bereit sind, viel zu geben, vergessen oft, wie wichtig es ist, sich mit Liebe füllen zu lassen. So sind wir eingeladen nicht Kanal zu sein, sondern Schale. So bleiben wir in Gottes Liebe, in Gott und Gott in ihm.
“Die Schale der Liebe”
Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfliesst, ohne eigenen Schaden weiter. Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugiessen und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. Du, tue das Gleiche! Zuerst anfüllen, und dann ausgiessen.
Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich.»
(Bernhard von Clairvaux)

Im Sinne dieser Liebe, Euch allen wonnige Momente im Wonnemonat Mai.
Herzlich Volker Houba
Bereitgestellt: 01.05.2022      
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