Februar
Fasten
Andreas Berde,
Liebe Leserinnen und Leser!
Am 22. Februar beginnt die Fastenzeit. Die Fasnacht ist ja ursprünglich der Anlass, bei dem noch ein letztes Mal gefeiert wird, bevor das grosse Fasten anfängt. Auf die Basler Fasnacht trifft das deshalb nicht zu, weil sie ja schon in die Fastenzeit fällt. Vielerorts werden ökumenische Projekte der Fastenaktion und HEKS Brot für Alle vorgestellt.
Doch das ist nur eine Seite des Fastens. Was es sonst noch sein kann, gerät in unserer Zeit mehr und mehr in Vergessenheit. Von Jesus wird berichtet, dass Er fastete, und zwar auf Drängen des Geistes Gottes hin, wie es im Matthäusevangelium, im 4. Kapitel beschrieben ist. Danach kamen die drei grundlegenden Versuchungen an ihn heran: Die Versuchung des Brotes, der Macht und des Reichtums. In allen Fällen begegnete Jesus dem Versucher mit dem Wort Gottes: „Es steht geschrieben...“.
Christliches Fasten ist also ein Fasten, wenn Gott Menschen dazu ruft durch seinen Heiligen Geist. Sie verzichten auf etwas, um dadurch bewusster in die Gegenwart Gottes zu kommen. Sie werden berührbarer für Gott. Fasten bringt uns näher zu Gott. Es gibt kaum etwas Ganzheitlicheres als Fasten: Der ganze Mensch wird eingeladen, mit Leib und Seele zu Gott umzukehren. Fasten ist eine Einladung zur selbstverantworteten Besinnung auf sich, seine Lebensgewohnheiten, seine Beziehungen zu den Mitmenschen und zu Gott. Durch das Fasten wird klar, wer ich bin und wo meine Grenzen liegen.
Wir Reformierten haben keine vorgeschriebene Fastenzeit. Doch wenn beispielsweise schwierige Entscheidungen anstehen oder eine Not auftritt, kann Fasten helfen. Dadurch erkennt man besser, welcher Entschluss im Sinne Gottes ist. Ausserdem kann die innere, seelische Kraft durch Fasten wachsen, die Kräfte werden gewissermassen gebündelt. Und vielleicht ruft den einen oder anderen unter uns der Herr durch seinen Geist in den 40 Tagen vor Ostern doch noch zu einer Art bestimmten Fastens.
Auch in unserer Zeit der Computer und Mobil-Telefongeräte ist es derselbe ewige Gott, der uns, Seine Menschenkinder, in Seine Gegenwart ruft.
Fasten hat viele Gesichter, verschieden Arten, es zu unternehmen. Vielleicht wäre es zum Beispiel interessant, zu schauen, wie wir bestimmte Formen des Verzichts aushalten würden. Was wäre zum Beispiel, wenn bei uns zuhause einen Tag lang Computer mit Internetanschluss, Handy und Fernseher ausgeschaltet blieben? Was würde passieren, wenn wir allenfalls noch dazu keine Tageszeitung und keine Illustrierte lesen würden? Wie würde es uns gehen, wenn wir stattdessen über eine einzige Bibelstelle nachdenken und im Gebet mit Gott darüber sprechen würden?
Hätten wir dann „Entzugserscheinungen“? Würden wir diese Art stilles Fasten kaum ertragen? Oder würden wir vielmehr gänzlich neue und unerwartete Erfahrungen machen? In jedem Fall kann aber der oder die Fastende eine völlig neue Fülle erfahren.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine ganz gesegnete Zeit.
Pfr. Andreas Berde