September
Pfarrer Andreas Berde,
Liebe Leserinnen und Leser!
Ende August, Anfang September blühen die herrlichen Sonnenblumen. Ihre tellergrossen Blütenköpfe gehören mit einem Durchmesser von um die 30 Zentimeter zu den Riesen unter den heimischen Blühpflanzen. Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, ich staune immer wieder über diese anmutigen und doch unter den Blumen auf eine Art majestätischen Pflanzen.
Auf Französisch heissen Sonnenblumen «tournesol». Der Name deutet an, dass Sonnenblumen ihre Köpfe stets der Sonne hindrehen. Auch in meiner Muttersprache, im Ungarischen, nennt man Sonnenblumen «die sich der Sonne Hindrehenden».
Ich denke, das ist ein wunderschönes Bild dafür, wie wir Christen uns gegenüber Gott verhalten können: Wir können uns zu Gott hinwenden und werden von ihm vieles erhalten. Das ist zum Beispiel eine gute geistliche Morgenübung: Wir wenden uns Gott in der Stille und im Gebet zu und lassen uns den Tag von ihm geben. Wir empfangen alles, was kommen mag dankend aus seiner Hand. Eine solche innere Sammlung hilft uns, im Alltag auch gesammelter, auf Gott hin ausgerichtet zu sein.
Gerhard Tersteegen, der ein Mystiker war, hat im Lied, «Gott ist gegenwärtig» folgendes gedichtet:
«Du durchdringest alles;
lass dein schönstes Lichte,
Herr, berühren mein Gesichte.
Wie die zarten Blumen willig sich entfalten
und der Sonne stille halten,
lass mich so still und froh deine Strahlen fassen
und dich wirken lassen.»
Nicht nur die «zarten Blumen», auch die Grossen wenden sich der Sonne zu. Diese Worte veranlassen uns, inne zu halten. Gott können wir im Alltag in allen Dingen entdecken, wir sind uns dessen bloss oftmals nicht bewusst. Aber gerade dieses bewusste Hinsehen auf die kleinen Dinge, in denen Gott uns beistehen und beschenken will, gehört zum Christsein dazu. Mögen wir immer wieder Gott in uns und um uns herum wirken lassen!
Pfr. Andreas Berde