Jannine Sutter

Wo Liebe ist, fallen Grenzen

202507-Bild Input Juli (Foto: Markus Dettwiler)

Manche Liebende haben einen Mut, da bleibt einem kurz einmal die Luft weg. Zum Beispiel dieser junge Mann aus Vietnam.
Jasmin von Wartburg,
Vor fünf Jahren hatte der Mann geheiratet; und zwar eine Frau aus Indien. Kaum aber waren sie verheiratet, brach die Pandemie aus. Die beiden waren gerade jeweils in ihrem Heimatland und wurden also getrennt. Es gab keine Chance und kein Visum, von Vietnam nach Indien zu kommen. Und was macht der Liebende, der sich nach seiner Frau sehnt?
Er reist mit Flugzeug und Bus von Vietnam nach Phuket in Thailand. Dort kauft er sich ein Schlauchboot, packt ein paar Sachen ein und will von Thailand nach Indien paddeln, ja: paddeln. Das sind etwa 2’000 Kilometer. Er schafft es nicht. Das Meer ist zu stark. Hohe Wellen setzen ihm schnell eine Grenze.

Nein, das stimmt nicht. Die Liebe ist grenzenlos. Die Liebe in seinem Herzen. Es geht ja nicht darum, dass er es nicht geschafft hat, nach Indien zu paddeln, was von vornherein aussichtslos war. Es geht darum, dass sein Herz es gewollt hat, mit jeder Faser, ohne Zaudern. Mit Boot, Paddel, einer Flasche Wasser und zehn Packungen Nudeln, wie zu lesen war. Das konnte natürlich nicht gut gehen. Er war gerade mal 14 Kilometer weit gekommen, als er von Fischern noch rechtzeitig in der Andamanensee vor dem Golf von Bengalen gefunden und gerettet wurde.

Aber sein Herz kam ja trotzdem viel weiter. Es hat jede Welle und jede Grenze überwunden. Die ganze Welt liest nun vom Mut dieses Mannes – wie sehnsüchtig er nach seiner Frau war und wie rührend er eingepackt hat für seine Reise.
Ein Herz, das liebt, weiss von keiner Grenze. Es weiss etwas anderes: Liebe ist stark. Stärker als Wind und Wellen. Stärker als Pandemie und Krieg. Wo Liebe ist, fallen Grenzen – in Kopf und Herz. Jesus achtete nicht besonders auf irgendwelche Standesgrenzen. Weder bei den Pharisäern, die manchmal über ihn die Nase rümpften und zu denen er doch essen ging – noch bei den Menschen aus dem Volk von Samarien, die mit Juden nicht so gerne zu tun hatten. Da kümmerte es ihn wenig, dass Frauen mit Männern nicht sprechen sollten – oder umgekehrt. Er spricht wie selbstverständlich mit einer Frau am Brunnen über alle Glaubensfragen (Johannes 4).

Wo Achtung und Liebe ist, fallen Grenzen. Und Menschen tun und fühlen das, was Gott sich von uns wünscht und wozu wir auf der Welt sind: Um durch Liebe möglichst glücklich zu werden.
Es ist mein Glück, für andere ein Glück zu sein.
Pfarrerin Jasmin von Wartburg
Bereitgestellt: 01.07.2025     Besuche: 32 Monat 
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