Jannine Sutter

Ahoi

Seefahrt

Die Frage nach dem Sinn des Lebens
Volker Houba,
Liebe Leserinnen und Leser unserer Homepage!

„Herr Pfarrer Houba: Warum sagen sie eigentlich immer: Ahoi?“

Das bin ich jetzt schon mehrfach hier gefragt worden und deswegen dieser Artikel.

Ja, es ist wahr. Die 2 Jahre bei der Marine anfangs der 80iger Jahre in Norddeutschland haben mich als Rheinländer (gebürtig stamme ich aus Krefeld) gravierend geprägt.
In jener Zeit fand ich die Antwort auf die Frage nach dem Sinn meines Lebens, die seit dem 14. Lebensjahr an für mich immer gewichtiger wurde.
6 Jahre später in Kiel war mir auf einmal klar, ich werde weder Betriebswirtschaft, Jura noch Sport studieren, sondern ich will Pfarrer werden.
Keine Brise, kein Orkan konnte da zu gross für mich sein – die Startbedingungen waren alles andere als optimal. Hatte ich nicht den Religionsunterricht auf dem Gymnasium abgewählt? Und überhaupt hielten mich mehr oder weniger alle für durchgeknallt: „Volker, Du bist doch eher ein lebensfroher Mensch – keiner der drei klassischen Sprachen (Griechisch, Hebräisch und Latein) bist Du mächtig und Philosophie hattest Du auch nicht auf der Schule. 50% fallen durch die Examen. Schau Dir doch die Pfarrerinnen und Pfarrer erst einmal an! Als Pfarrer hättest Du nicht zum Militär gemusst und Du gingst freiwillig. Du giltst dann als Militarist! Das ist schon ein merkwürdiges Volk, da passt Du doch gar nicht rein: Du, der Du die „Kirchen“ so kritisch betrachtest. Die können ja noch nicht mal einen Ball fangen und kriegen keine 20 Liegestützen hin, futtern sich auf ihren Besuchen kugelig…Hattest Du nicht einen ätzenden Konfirmandenunterricht? Dein Vater bezahlt Dir zudem bestimmt nicht das Studium. Mach das bloss nicht“ - so der Rat einer damaligen Freundin.

Wen Jesus Christus in seine Nachfolge ruft, der kann nicht anders. Der lässt alles stehen und liegen und weiss, er gehört dazu und alles wird dem möglich, der da glaubt. Jesus hat sich in meine Seele eingebrannt und damit verbunden der Gruss, den wir an der Küste und auf See uns zuwarfen.

„Ahoi, Herr Bootsmann, ahoi, Herr Kapitän, ahoi, Matrose XY.“

Liebe Lesende! Ich kann Gott gar nicht anders denken, als mit diesem „Ahoi“, dessen Bedeutung ich zugegebenermassen erst später verstehen sollte.

Das Wort gehört formal zur Wortfamilie: „Gruss“.
„Ein Gruß, die Begrüßungsformel…sind eine formalisierte oder ritualisierte Geste, Floskel oder ein anderes Ausdrucksmittel zum Einleiten bzw. Abschließen eines Kontaktes...Mit dem Gruß demonstriert der Grüßende seine Sicht der Beziehung zum Gegrüßten (fett u. kursiv, der Verf.)…Bestimmte Gesten zeigen die Zugehörigkeit zu bestimmten Gesellschaften, Vereinen oder Bewegungen an...Ahoi (gesprochen [aˈhɔi̯]) ist ein Signalwort, um ein Schiff oder Boot anzurufen, und entstammt der deutschen Seemannssprache.“ Zitate aus Wikipedia.
Gott grüsst: „Ahoi! Volker, Du, bist gemeint, versteck Dich nicht. Die frohe Botschaft gilt auch Dir. Ich bin auch Dein Gott. Ich will mit Dir tanzen und ich werde mit Dir über jede Mauer springen…Dein Lebensschiff wird, wenn es trocken läuft, wieder in See stechen, auch wenn Du kentern solltest, ich werfe Dir meinen Rettungsring zu… “

Ja, Gott, so ist es – ich habe es gehört und durfte es immer wieder erfahren – nicht nur in meinem Leben, sondern von mittlerweile so vielen Menschen, denen Du Dich zugewandt hast.

Liebe Leserinnen und Leser!
Das stimmt, wenn ich „ahoi“ sage, dann demonstriere ich als Grüssender „meine Sicht der Beziehung zum Gegrüssten“. Und das tut Gott auch:

Gott spricht ja nicht nur mich an, sondern auch Dich, d. h. letztlich uns alle.
Wir gehören zu dieser Gemeinschaft Gleichwertiger, in der wir uns auf Augenhöhe begegnen und uns durch Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen heilen lassen können, von allem was uns belastet. Wir verdrängen unsere Sterblichkeit nicht, sondern lassen sie einmünden in das ewige Leben, in die Liebesgemeinschaft mit ihm. Diese können wir im verantwortungsvollen Miteinander auch jetzt schon praktizieren als Glaubende, Liebende und Hoffende. Wir stärken und stützen uns gegenseitig.

Zudem ist „Ahoi“ ein vom Christentum als Akronym benutzter Seemannsgruss.
Ein Akronym ist ein Wort, bei dem jeder Buchstabe wiederum für ein anderes Wort oder Sachverhalt steht.
Beim griechischen Wort für „Fisch“ IXTYS entsteht so das Bekenntnis: Jesus Christus Gottes Sohn Heiland; bei AHOI handelt es sich dagegen um ein lateinisches Sprachgebilde, dessen Auflösung „ad honorem Jesu" ergibt.

Wer so das Wort „Ahoi“ benutzt, der gibt Jesus die Ehre: Ahoi = zur Ehre Jesu.

Die christlichen Seefahrer, besonders in früheren Zeiten, als die Seefahrt überhaupt nicht sicher gewesen ist, bekunden somit ihren Glauben:
Wir stechen im Vertrauen auf Jesus in See, der uns heil und gesund zu den Familien zurückbringt. Wir geben ihm die Ehre, weil er unser Hafen ist.

In diesem Vertrauen möchte auch ich einmal meinen letzten Törn, meine letzte Reise antreten können. Aber jetzt noch nicht: Es gibt noch so viel zu tun!

Euch allen eine gesegnete Zeit und eine bewegende Lebensreise…
Ahoi!

Euer Pfarrer Volker Houba
Bereitgestellt: 01.02.2017      
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